Marien-Wallfahrt Grimmenthal
Grimmenthal (alter Name: Grinthal) ist ein kleiner Ort süd-östlich von Meinigen im Werratal. Er ist heute Ortsteil der Gemeinde Obermaßfeld-Grimmenthal.
Im ausgehenden Mittelalter war Grimmenthal ein durchaus bedeutender Marien-Wallfahrtsort im fränkisch-thüringischen Raum. Er wird 1498 als ym grinthal (grien – mhd. Bergkies) erwähnt. Der Legende nach soll es ein Heinz Teufel, ein ausgedienter württembergischer Feldhauptmann der im Hillhof wohnte gewesen sein, der zum Anlaß der Wallfahrt wurde: Der Feldhauptmann wurde bei einer Jagd in Grimmenthal von einem Geprest (Leiden) befallen und durch sein Gebet davon geheilt. Dieses Wunder verbreitete sich schnell und bald eilten die Wallfahrer in großen Scharen herbei.
1498 wurde anstelle einer früheren eine neue Kapelle gebaut und durch den Würzburger Weihbischhof geweiht. Papst Alexander VI. versah sie mit einem Ablaß. 1499 begann der Landesherr, Graf Wilhelm IV. von Henneberg, mit dem Bau einer großen Kirche, welche die Kapelle in sich aufnahm. Sie war mit mit 7 Altären und kostbaren Kunstgegenständen ausgestattet. Durch 12 hohe Fenster flutete Licht in den großen Raum.
Nach alten Überlieferungen sollen in einem Jahr bis zu 44.000 Pilger in Grimmenthal Heilung gesucht haben. Dies kam selbst Dr. Martin Luther im fernen Wittenberg zu Ohren der, erzürnt über diesen Aberglauben, in einer seiner Tischreden wetterte: Daher ist kommen der große Betrug des Teufels mit den Wallfahrten in das Grimmenthal, der die Leute verblendet, als wären sie toll und töricht. Knechte und Mägde, Hirten und Weiber ließen ihren Beruf anstehen und liefen dahin.
Von den Einnahmen der Wallfahrt ließ Graf Wilhelm von Henneberg unter anderem die Brücken in Untermaßfeld, Obermaßfeld und Einhausen bauen. Er und der Pfarrer Molitar, der erste Geistliche der Obermaßfelder Kirche St. Stephan, waren die eigentlichen Initiatoren des Wallfahrtsgeschäfts. Nach dem Bauernkrieg 1525 ging die Wallfahrt merklich zurück. Sie fand ihr Ende mit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Henneberg 1544.
Bereits 1536 hatte Graf Georg Ernst in Grimmenthal ein Hospital gegründet. Die ersten Insassen waren 6 Männer und 6 Frauen. Die Einnahmen aus dem dazugehörenden Landbesitz kamen nun dem Hospital zugute.
Im Jahr 1759 wurde das Innere der ehemaligen Wallfahrtskirche durch einen Brand verwüstet und im Jahr 1775 brannten Spital und Kirche völlig ab. Dabei wurden alle Kunstwerke bis auf den sogenannten Kreuzaltar vernichtet. Dieser war nach dem Aussterben der Henneberger Grafen 1583 von dem neuen Landesherren Herzog Ernst dem Frommen 1643 für die Schlosskirche des Gothaer Schlosses Friedenstein erworben worden.
Nach dem Abriß der Schlosskirche kam der Kreuzaltar 1692 in die Stadtkirche von Gräfentonna, wo er heute noch steht. Allerdings hat der Altar nicht mehr seine ursprüngliche Form. Die Grimmenthaler Altartafeln erhielten für die Schlosskirche eine barocke Einfassung und wurden später in Gräfentonna mit Verzierungen im Rokokostil verändert.
Über den wirklichen Meister des Schnitzaltars herrscht keine völlige Klarheit. Ziemlich sicher lässt sich die Ähnlichkeit mit Werken solcher berühmter Nürnberger Künstler wie Albrecht Dürer, Adam Kraft und Hans Leonhard Schäufelein nachweisen, die vermutlich als Vorbild gedient haben. Eine Rechnung vom Jahre 1512 an den Bamberger Maler Paul Lautensack beurkundet, dass dieser Maler den Schnitzaltar bemalt hat. Eine weitere Rechnung gibt Auskunft über den Fuhrlohn für die Altartafeln von Bamberg nach Grimmenthal.
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich in Grimmenthal neben dem Hospital ein Gutshof mit Gastwirtschaft. Die sogenannte Tanzlinde war Anziehungspunkt für zahlreiche Sonntagsausflügler aus der Umgebung. Über die 1000jährige Linde verfasste der Heimatdichter Rudolf Baumbach folgende Verse:
Zu Grimmenthal in Franken
steht ein gewaltger Baum,
zehn Bären mit ihren Branken
umspannen die Linde kaum.
Sie stand als Wacht der Marken
schon manches liebe Jahr,
als Astor dem Starken
noch raucht der Steinaltar.
(Im Jahre 1960 mußten die Reste der Linde beseitigt werden.)
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