Leutnant Friedrich Hellwig

Auf den Schlachtfeldern bei Jena und Auerstedt kämpfte 1806 eine preußisch-sächsische Armee gegen die französischen Truppen Napoleon Bonapartes und das mit ihm verbündete Heer der Fürsten des Rheinbundes. Die Preußen erlitten eine vernichtende Niederlage. Die preußische Festung Erfurt-Petersberg kapitulierte daraufhin nach nur einem Tag Belagerung und ungefähr 9.000 Garnisonssoldaten gerieten in französische Gefangenschaft. Etwa 4.000 davon wurde auf einen Marsch in Richtung Westen geschickt. Nach knapp zwölf Stunden waren sie rund 55 Kilometer vom Erfurter Petersberg entfernt in der Nähe von Wutha-Farnroda.
Der preußische Leutnant Friedrich Hellwig vom Husarenregiment Pletz, der als Teil der Avantgarde der preußischen Armee nach Eisenach kommandiert worden war und nicht an der Schlacht teilgenommen hatte, erfuhr durch zwei entlaufene Kriegsgefangene von dem Transport.
Er entschloß sich zu einer Befreiungsaktion. Am 17. Oktober 1806 legte er sich mit 50 Husaren und fünf Unteroffizieren zwischen Fischbach, dem Eichrodt und dem Trenkelhof in einen Hinterhalt. Der Kolonne der 4.000 Gefangenen marschierte auf der Heerstraße (heute Gothaer Straße) und wurde von etwa 250 französischen Soldaten begleitet. Mit einem kühn und entschlossenen vorgetragenem Überraschungsangriff gelang es Leutnant Hellwigs Husaren, die französischen Wachmannschaften in die Flucht zu schlagen und die Gefangenen zu befreien.
Noch am selben Tag marschierten die Befreiten weiter bis westlich von Creuzburg. Am nächsten Tag traten nur noch 500 Soldaten an. Mehr als 3.500 Soldaten hatten über die Nacht das Weite gesucht. Dadurch blieb die Aktion des Leutnant Hellwig ohne weiteren militärischen Nutzen — aber das Fanal war gesetzt. Die psychologische Bedeutung des Husarenstreichs für das geschlagene preußische Heer war immens. In den Augen der deutschen Patrioten zählte Leutnant Hellwig fortan zu den preußischen Helden der Befreiungskriege. Aus den Händen der preußischen Königin Luise erhielt er den Orden Pour le Mérite, der ihm eigentlich schon für die Erstürmung des Schlosses Münchweiler bei Trier zugesprochen worden war und wurde zum Eskadronschef befördert.
Hellwig kam in der Folge in den Strudel der katastrophalen preußischen Niederlage, wurde gefangengenommen, ausgetauscht, kämpfte in Schlesien weiter und wurde bei Glatz schwer verwundet. Nach langem Genesungsurlaub kam er vorerst in den Garnisonsdienst. 1810 heiratete er Klara Freytag, die Mutter seiner beiden Kinder.
1813, nach Napoleons Niederlage in Russland, erhoben sich Preußen und andere deutsche Staaten gegen die französischen Besatzer.
In vorderster Linie wieder Friedrich Hellwig, jetzt als Major und Chef einer Eskadron des 2. Schlesischen Husarenregiments. Von Generalfeldmarschall von Blücher erhielt er die Erlaubnis, ein Partisan-Corps (Freikorps) aufzustellen. Am 12. April 1813 überfiel er mit 150 seiner Husaren etwa 2.000 Franzosen bei Langensalza und erbeutete unter anderem fünf Kanonen, drei Wagen und 20 Pferde. Die Festnahme eines französischen Gesandtschaftssekretärs und die Erbeutung wichtiger Dokumente gelang ihm am 13. April 1813 bei Gotha. Dafür erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Am 23. April 1813 erfolgt der Überfall auf ein westfälisches Husarenregiment in Wanfried mit dessen vollständiger Zerschlagung. Der Anführer der westfälischen Husaren, Oberstleutnant von Göcking, ging zu den Preußen über. Für diese Tat wurde Major Hellwig als allererster deutscher Soldat mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse geehrt. Im Gefecht bei Herzberg am 5. September 1813 machten er und seine Husaren 600 Gefangene und erbeuteten dabei acht Kanonen.
Als Freikorpsführer überfiel er am Rande der Völkerschlacht bei Leipzig (ausgerechnet am 17. Oktober 1813, dem Jahrestag seiner Tat bei Eisenach) bei Schloßvippach (Sömmerda) wieder mit 55 Husaren eine mehrfache Übermacht der mit Frankreich verbündeten polnischen Ulanen. Er macht 70 Gefangene, darunter 3 Offiziere, und erbeutet 80 Pferde.
Am 20. Oktober trifft das Hellwig'sche Corps im thüringischen Heldrungen ein. Es hatte an der Völkerschlacht selbst nicht teilgenommen sondern die Aufgabe erhalten, das Rückzugsgebiet der französischen Armee und ihrer Verbündeten zu verunsichern.
Hellwig zog über Weißensee, Langensalza und Sondershausen weiter nach Nordhausen. Am 29. Oktober nahmen er und seine Männer Halberstadt ein. Unter dem Jubel der von der französischen Besatzung befreiten Bevölkerung erreicht das Freikorps am 25. November Braunschweig, die Geburtsstadt von Leutnant Hellwig. Auch in Brüssel, das die Hellwig'schen Husaren am 29. Januar 1814 erreichen, wird er begeistert empfangen.

Im April 1814, nach dem Ende des Krieges, wurde das Freikorps aufgelöst.
Hellwig wurde Kommandeur des 9. Husarenregiments, das er auch während des Sommerfeldzugs von 1815 befehligte. Nach Kämpfen bei Ligny und Waterloo vom 16. bis 19. Juni war ein Angriff auf ein Bataillon von General Grouchys Nachhut auf dem Rückzug von Wavre nach Charleroi am 20. Juni 1815 sein letzter Einsatz.
Nach dem Friedensschluss von 1815 blieb Hellwig Soldat aber sein Leben wurde wesentlich ruhiger und beschaulicher. 1826 wurde er vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. geadelt. 1830 wurde er Brigadekommandeur in Köln. 1838 nahm er im Range eines Generalleutnants und mit einer jährlichen Pension von 2250 Talern seinen Abschied und zog sich nach Schlesien zurück, wo er am 26. Juni 1845 in Liegnitz starb.
In Thüringen erinnern nicht nur der Gedenkstein zwischen Eisenach und Wutha sondern auch ein Sandsteinfries am Rathaus von Wanfried sowie ein weiterer Gedenkstein auf dem Kirchhof von Schloßvippach an den Draufgänger der Befreiungskriege Karl Ludwig Friedrich von Hellwig aus Braunschweig und seine Taten.

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