Das »Grubentuch« ist nicht nur ein Lappen
Ein Grubentuch ist ein Alltagsgegenstand, den vermutlich Jeder irgendwann oder irgendwo schon mal gesehen hat. Aber nur wenige werden wissen, was es mit dem Grubentuch auf sich hat.
Grubentücher sind halbleinene Tücher in der typischen Abmessung 100 x 50 cm. Sie wiegen zwischen 200 und 400 g. Ihre ursprüngliche Farbe war eher dunkel, dunkelblau, dunkelgrau bis anthrazit, — aber heute sind auch farbige, bunte Tücher weit verbreitet. Charakteristisch ist ihr Karo-Muster durch die Körper- oder Atlas-Bindung.
Grubentücher sind in (aber nicht nur) Profi-Küchen weit verbreitet. Dort finden sie als Universal-Tuch vielfältige Verwendung als Aufwisch-, Geschirr- und Handtuch, improvisierte Schürze oder dienen zum Anfassen heißer Töpfe oder Pfannen. In Küchen werden sie neben ihrer allgemeinen großen Robustheit wegen ihrer Dichte, ihrer Saugstärke, ihrer Fusselfreiheit und ihrer Beständigkeit gegen Hitze (keine Kunstfaser) geschätzt. Außerdem können sie problemlos in die Kochwäsche gegeben werden und bleiben damit hygienisch sauber.
Ihren Ursprung haben die Grubentücher in den Steinkohle-Zechen des Ruhrgebietes
Generationen von Bergleuten wickelten darin ihr Essen ein. Die hohe Webdichte der Tücher verhinderte einigermaßen zuverlässig, daß der hauchfeine Kohlenstaub, der überall in der Zeche in der Luft hing, hindurch drang und die Mahlzeit verunreinigte. Die hohe Feuchtigkeitsaufnahme machte das Tuch außerdem gut geeignet, sich damit den Schweiß abzuwischen bzw. es nach dem Waschen nach Feierabend als Handtuch zu benutzen. Die dunkle Farbe und das Karo-Muster sorgten dafür, daß unvermeidbare Flecken nicht allzu schnell sichtbar wurden.
In den westfälischen Webereien wurden Abermillionen dieser Tücher hergestellt und ins Ruhrgebiet geliefert. Mit der Schließung der Zechen in den 70ern verschwand auch der größte Teil dieser meist mittelständischen, familiengeführten Textilfabriken.
Das Grubentuch ist nicht nur ein "Lappen". Es ist ein Stück Kulturgeschichte.
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